Wenigstens … ach, naja.

Wenigstens kam heute eine schöne Stofflieferung.
Wenigstens habe ich heute mit der Nachbarin und deren kleiner Tochter und dem Möttchen einen Ausflug zum Spielplatz gemacht.
Wenigstens sind Mann und Möttchen gut gelaunt.

Ich werde jetzt heiß duschen, und dann werde ich im Manuskript einen Städtenamen durch einen anderen ersetzen. Anschließend: Abendessen, Möttchens Bad, Möttchens Bettverschickung, hoffentlich ist danach Zeit fürs Zuschneiden (die neuen Stoffe sind nämlich schon gewaschen), und dann, dann … ja. Dann ist schon bald Zeit fürs Bett. Hurra.

Manchmal ist das ganz schön zermürbend, dieses Alltagsding. Und das mit der Arbeit wird nicht weniger, wenn man es erfolglos prokrastiniert. Weiß ich alles, ändert halt nix. Seufz.

„Bildet Buchclubs!“

Mir fehlt der Austausch mit anderen Lesern. Will sagen: Das Gespräch über Bücher oder über ein bestimmtes Buch, das einige Leute gemeinsam lesen oder jeder für sich liest und dann gemeinsam darüber spricht, vielleicht einmal im Monat oder alle sechs Wochen oder alle zwei Monate.

So etwas fände ich gerade sehr toll, weil ich so viel lese und so viel nachdenke und überhaupt.

Müsste ich mir vermutlich selbst irgendwie suchen, aber ich wüsste nicht, wo ich damit anfangen sollte …

Die #twitterlesegang

oder: Wie ich meinen Lesemuskel wieder aktivierte

Seit Anfang des Jahres lese ich mehr, und das kam so:
Ich besitze schon seit Jahren einen Kindle Paperwhite, inzwischen sogar einen Kindle Voyager, weil ich elektronisches Lesen *auch* mag und es abends im Bett für mich die einzige Möglichkeit ist, überhaupt zu lesen, während das kleine Mädchen neben mir schläft. Aber in den letzten Monaten (Jahren …) las ich immer weniger. Ich war oft zu müde, zu unkonzentriert, das Netz war irgendwie interessanter.

Und dann kam dieser Winter. My, das war ein Scheißwinter. Zu dunkel, zu wenig Sonne, zu viel Arbeit. Lesen? Wie denn?

Wenn ich also so etwas wie einen guten Vorsatz hatte für dieses Jahr – oder überhaupt irgendwie – dann war es der, wieder mehr zu lesen. Und damit fing ich an, und um auch andere, die mehr lesen möchten, ein bisschen dabei anzufeuern und mich mit ihnen auszutauschen, warf ich den Hashtag #twitterlesegang in die Timeline, der von einigen aufgegriffen wurde und bis heute genutzt wird. Man kann – wenn man möchte – aktuelle Lektüre, Zitate, Fragen, und so weiter in den virtuellen Raum werfen. Irgendwer ist immer da, der antwortet.

Und schau an – mein Lesen veränderte sich. Es wurde mehr. Ich weiß nicht, ob ich einfach bei meiner Auswahl der Lektüre ein gutes Händchen hatte oder ob das „Training“ des regelmäßigen Lesens sein Übriges dazu tat, aber ich lese inzwischen deutlich mehr. Hatte ich mir am Anfang des Jahres noch ein in meinen Augen völlig utopisches Ziel gesetzt („come on! Ein Buch pro Woche sollte doch gehen!“), habe ich nach zwei Monaten bereits elf Bücher gelesen und fresse Nummer 12 gerade nur so. Darunter war übrigens auch ein dicker Wälzer auf Englisch (und wer mich kennt, weiß: Ich lese ungern auf Englisch, weil ich das schon für die Übersetzungen zu Genüge tun muss; da läuft bei mir immer der Simultanübersetzer im Kopf mit).

Das hat also schon mal funktioniert. Nächstes Ziel: nicht mehr nur digital lesen. Auch abends auf dem Sofa wieder Print. Denn ich habe gemerkt: e-Books sind super. Aber manche Bücher will ich einfach auch nach der Lektüre ins Regal stellen können. (Manches legt man halt doch nicht ab.)

So eine Woche war das.

Gerade komme ich aus einer Woche der Kategorie „autsch, mein Gehirn!“
Für das neue Buch, das im Mai erscheint, habe ich letzte Korrekturen ins Manuskript eingearbeitet. Das ging nicht ganz ohne Knirschen ab, manche Vorschläge der Lektorin musste ich erst lange hin und her wälzen, bevor ich mich dafür oder dagegen entscheiden konnte. (In den meisten Fällen übrigens dafür, was interessant ist; früher hätte ich mich vermutlich eher dagegen entschieden.) Ich merkte, wie ich an diesem Buch gewachsen bin. Wie es mein Schreiben wieder verbessert hat, das kann man also auch nach zwanzig Jahren und einigen Dutzend Romanen noch – und wäre ja blöd, wenn nicht.

„Nebenher“ musste auch noch die Fahnenkorrektur für den nächsten Steven Dunne gemacht werden, der bald erscheint. Da war die Zeit auch herrlich knapp, damit man bloß nicht ans Nachdenken kommt, während man die Seiten durchgeht. Gestern pünktlich an den Verlag gemailt.

Ich schrieb letztes Wochenende (weil es mir eben einfiel) ein Exposé für einen Roman und schickte das gestern noch an die Agentin. Surprise: Sie antwortete noch am selben Nachmittag und war begeistert. (Ehrlich, ich habe nicht mit der schnellen Antwort gerechnet. Aber mich darüber sehr gefreut!)

Und dann habe ich noch in das Manuskript geschaut, das hier den schnöden Namen LINN trägt. Und … also … Da merkte ich dann wieder, wie sehr ich mich tatsächlich in diesem Winter weiter entwickelt habe, in dem ich teilweise so müde, verzweifelt und munter vor mich hin hadernd am Schreibtisch gesessen habe, denn: Das ist schlecht, so schlecht! Okay, das ist eine Untertreibung, aber dass dieses Buch schon bei Verlagen gelegen hat in dieser Form, möchte ich eigentlich gerne irgendwie vergessen machen. Da gibt’s aber auch eine Methode: Überarbeiten, fertig schreiben und dann – ab auf die große Verlagsrunde.

Das ist mein Plan bis Anfang Mai. Und eine Übersetzung habe ich hier auch noch liegen, die ich dann „so nebenher“ mache. Alles wie immer. Aber mit dem Gefühl, dass das, was ich im Moment mache, das Richtige ist. Das war ja auch schon mal anders, und im Moment bin ich darüber froh, dass ich auch nach so einer zerhackten Woche, in der ich kaum ein Wort schreiben konnte, zufrieden auf das Erreichte blicken kann.

Es gibt diese Menschen …

… die sind klar in ihrer Aussage, klar in dem, was sie empfehlen, da gibt es kein Ausweichen, keine Schnörkel, nix, das vom Ziel ablenkt.

Ich saß gestern zum zweiten Mal einem Mann gegenüber, der genau das ausstrahlte, auf eine sehr unaufgeregte Art. Mir wurde damals, bevor ich ihm das erste Mal gegenübersaß, gesagt, er sei „kauzig, seltsam, man müsse sich an ihn gewöhnen“. Damals, ja. Da bestätigte sich das. (In seinem Büro liegt neben unzähligen anderen Büchern eines mit dem Titel „Alles über Herrenschuhe“. Und nein, wir waren nicht wegen Herrenschuhe dort, falls ihr euch das fragt. Auch nicht wegen Regenschirme – er hat ungefähr ein Dutzend in einem Schirmständer, alle identische Machart, schwarz mit Holzgriff – oder wegen der kleinen Schmusepüppchen, von denen er eine Handvoll aus einer Blechkeksdose zog, das orange auswählte und dem Möttchen schenkte.) Bei der ersten Begegnung war ich aber ohnehin verwirrt und nervös wie sonst selten, und danach war ich immer noch verwirrt, aber es stellte sich heraus, dass seine Ansichten und Worte Klarheit brachten, wohin der Weg uns führt.

Und genauso war es heute. Eine Viertelstunde in diesem rummeligen Büro genügte, dass wir uns danach ansahen und wussten, wie es gehen wird. Anders als bisher gedacht oder erhofft, aber wir spürten, dass es der richtige Weg ist. Der einzige, der taugt. Die diffuse Angst, die ich immer noch mit mir herumschleppe deswegen – die müssen wir ignorieren, dagegen kommen wir schon irgendwie an. Wir sehen einen Weg. Und den werden wir beschreiten. Und hey, es ist wie so oft bei mir – das mit der Geduld – mit dem kleinen Mädchen, mit uns – das hab ich wohl immer noch nicht so ganz raus.

Der Berg vor mir …

… wird immer größer.
Abends habe ich ein paar Stunden Zeit für mich. Zeit, die ich mir tagsüber mühsam erkämpfe, durch diszipliniertes Arbeiten an der Übersetzung, unter anderem. Die Stunden am Abend gehören mir – aber nicht so ganz.

Es gibt immer irgendwelche Behördendinge zu erledigen. Krankenkasse will dies, Finanzamt will das. Auf dem Esszimmertisch liegt Stoff, den ich für eine Tasche zuschneiden möchte (denn nähen würde ich auch gern mal wieder …), und auf dem Sofa liegt ein Buch, das mich die letzten Abende fesselte, bei dem ich nur noch hundert Seiten lesen müsste. Ein Tuch, nur noch die Fäden zu vernähen, einige sind sogar schon vernäht. Fotos von der Kamera ziehen, damit wir die Fotos fürs Babyjahr-Album bestellen können. Ich kann diese Liste beliebig und endlos fortsetzen.

Ich beginne die Dinge. Ich führe sie nicht zu Ende. Ich bin in so was ziemlich schlecht und frage mich, woran das liegt. Romane über 500 Seiten kann ich schreiben, aber nicht mal grad so was Popeliges wie ein paar hundert Fotos auf einen USB-Stick ziehen? Ein paar Angaben zusammensuchen? Ein paar Rezepte aufschreiben? Ein paar Kopien machen? Ein paar Yogaübungen? Ein paar Bücher aussortieren? Das Bad kurz durchputzen? (ja, auch das würde sehr zu meinem Wohlfühlen beitragen!) Ein paar kurze Mails schreiben? Einen Korb Wäsche falten?

Und je mehr sich da stapelt, um so mehr erschöpft es mich. Um so mehr stresst es mich, und ich finde keinen Weg da raus. Ich sitze auf dem Sofa, und das Höchste ist, dass ich drei Seiten schreibe. Auch toll, weil drei Seiten schreiben bringt mich dem fertigen Roman wieder um drei Seiten näher. Aber verdammt, wie kriege ich das Andere alles auf die Reihe? Wenigstens zwei, drei Dinge am Abend? Ein bisschen, irgendwie?

(ich erwarte mir kein Patentrezept. Ich wollte es nur mal gesagt haben.)

Viele Baustellen.

Wenn das kleine Mädchen (Babymädchen ist sie ja nicht mehr) irgendwie quer gestrickt ist, gibt es bei uns ein geflügeltes Wort. „Babymädchen hat viele Baustellen.“ Will heißen – irgendein Schub, Pups, Zahn wird’s schon sein, der da gerade für das Synapsenfeuerwerk, Tränen und Weinen sorgt.

Daran musste ich gerade denken, als ich versuchte, mich an die Blogthemen zu erinnern, die mir tagsüber ständig in den Sinn kommen. Denn mir fiel auf, wie viele „Baustellen“ ich gerade beackere. Mir wird ganz schwindlig, wenn ich das alles überlege. Trotzdem, eine kleine Aufzählung. Vielleicht klärt es ein bisschen den Kopf.

– aktuell übersetze ich einen Roman. Das macht Spaß, funktioniert aber nur mit irre viel Disziplin. Jeden Tag Pensum X, gerne etwas mehr, um Luft für schlechte Tage oder Tage zu haben, an denen ich anderweitig komplett verplant bin. Die Disziplin ist da. Trotzdem, drüber nachdenken darf ich nicht.

– Ich schreibe ein Buch. Also, ich versuche es, seit 15 Monaten schon, aber das ist irre schwer. Ich hab nicht mal die Hälfte geschafft, und ich habe nur bis Oktober dafür Zeit, danach ist ein anderes Projekt dran, und ich will dann wenigstens die Rohfassung fertig haben. Aber wie gesagt, mühsam. Wenn ich drei Seiten am Tag schaffe, ist das viel, denn ich komme erst nach dem Übersetzen dazu und meist auch erst spät abends, wenn der Akku ohnehin schon leer ist.

– Abschied. Ich verabschiede mich von … meinem kleinen Onlinewollshop. Der hat mich sieben Jahre begleitet. Auch wenn sich jetzt ein Abschied abzeichnet, der nicht ganz so schmerzhaft sein wird (im Gegenteil!), ist das etwas, woran ich knabbere. Und zwar nicht zu knapp.

– Mit der Wolle, die dann bald das Haus verlässt, kommt also der Platz. Wir haben in einer Hauruckaktion Möbel bestellt, um das Erdgeschoss neu zu gestalten. Ich würde so gern bei der Gelegenheit auch mal alles (!!!) ausmisten, aber. Naja, siehe oben. Rom und so. Vielleicht im Winter, so nach und nach.

– Abstillen. Das ist ein großes Thema für mich, denn bei uns ist der Wunsch da, ein drittes Kind in unser Leben zu lassen. Dafür aber muss ich erst abstillen (bitte keine Diskussion darüber, dass man ja auch stillend Mutter werden kann – ich nicht.). Das kleine Mädchen ist 13,5 Monate alt, das ist also nicht das Problem. Es ist … keine Ahnung. Ich tue mich schwer, ich mache mir Sorgen, es ist schwierig. Punkt.

– Das kleine Mädchen. Sie ist so wundervoll! Sie schenkt uns jeden Tag unendlich schöne Momente. Aber na klar, es ist auch sehr anstrengend mit so einem kleinen Mädchen, das seinen eigenen Willen entdeckt, zahnt, nicht mehr so oft gestillt wird, das viel Ansprache und Nähe braucht (und, na klar, bekommt).

– Der tägliche Wahnsinn. Ich schaffe es trotz aller Räumerei, Plackerei, Putzerei, Wäscherei, Kindbetreuerei irgendwie noch, abends ein paar Seiten zu lesen. Und ich schaffe es, nicht völlig wahnsinnig zu werden. Beides ist doch schon mal gut, denke ich – aber ich merke, wie ich immer häufiger erschöpft neben mir sitze. Wie ich mich nicht mehr spüre. Und das meint nicht „meine Bedürfnisse werden nicht erfüllt“, sondern eher: es ist zu viel. Mein Mantra; ich murmle es ständig vor mich hin.

Dabei achte ich wirklich sehr auf mich. Dass ich den Wollshop aufgebe, ist ja genau das – auf mich achten. Dass ich Brötchen backe (therapeutisches Backen!), dass ich überlege, mir eine Küchenmaschine zu gönnen. Dass ich mit meiner Mutter plane, im Spätherbst oder Winter Wurstebrei zu kochen. Profane Dinge, aber sie sind für mich. Dass ich wieder Bücher kaufe und nicht nur e-Books. Dass ich sie abends auf dem Sofa lese. Dass ich spazierengehe, und zwar sehr viel (und nicht immer das kleine Mädchen trage, weil sie auch bei mir den Buggy inzwischen akzeptiert für längere Strecken). Das alles ist für mich.

Und es reicht nicht. Das eine zu viel, das andere zu wenig. Uff! Und wie komme ich da wieder raus?

Milchbrötchen – the fluffy easy-peasy way.

Ich backe. Ich bin keine große Bäckerin, ich mach’s trotzdem. Sehr gern sogar in der vergangenen Woche. Ich stocke meine Mehlvorräte auf, und im Kühlschrank liegen die kleinen, weißroten Päckchen Frischhefe.

In den letzten zehn Tagen habe ich viermal Milchbrötchen gebacken auf der Suche nach dem ultimativen Fluff. Die ersten beiden Chargen wurden eher so Kategorie Ziegelsteinchen in lecker, und danach war mein Ehrgeiz gepackt. Bei Twitter wurde ich gefragt, wie ich die Brötchen so mache. Darum hier jetzt mein Rezept. Sicher nicht *das* perfekte Rezept. Aber meins, aktuell, das sehr gut funktioniert.

Ich fange am Vorabend an. Und lege alle Zutaten raus, damit sie Zimmertemperatur annehmen können:
500 g Mehl (405 Weizenmehl)
250 ml Milch
ein halber Würfel Frischhefe
3 EL Zucker (oder etwas weniger, sie werden dann nicht so süß)
70 g Butter
etwas Salz
etwas Milch oder Sahne

Here we go: Ich siebe das Mehl in die Schüssel. Jawohl, ich siebe. Keine Ahnung, ob das zwingend ist. Mir wurde dazu geraten für den Fluff. Der Fluff ist da, never change a running system. Never ever!
In das Mehl eine kleine Kuhle drücken, dort hinein die Hefe bröckeln, etwas Zucker drüberstreuen, etwas Milch angießen. Mit einer kleinen Gabel vermengen, mit Mehl bestäuben und ca. 20 Minuten ruhen lassen. (Danach lauschen: es knistert! Die Hefe arbeitet!)
Anschließend alle Zutaten hinzufügen und den Teig kneten. Er ist schön glänzend und fest? Perfekt! Mit etwas Mehl bestäuben, abdecken und über Nacht bei Zimmertemperatur in Ruhe lassen.

Morgens verrät der Blick in die Schüssel: Ui! Das ist viel Teig! Einmal kräftig durchkneten, dann 12 kleine Brötchen formen und aufs Blech legen. Die dürfen sich noch mal ein Stündchen entspannen. (Oder, wie meine Mutter sagt: Hefeteig braucht vor allem ZEIT!) Danach die Teiglinge kreuzweise einschneiden, mit Milch oder Sahne bepinseln und bei 200 Grad für 18-20 Minuten in den Ofen (Ober/Unterhitze). Das ist alles. Und es ist echt nicht so viel Arbeit, wie man meint, durch die vielen Ruhezeiten hat man immer mal nur für fünf Minuten zu tun und danach kann man was anderes machen.

IMG_4888

Wir genießen sie am liebsten mit Frischkäse/Butter und Marmelade. Aber weil sie nicht so süß sind, gehen sie auch mit herzhaftem Aufschnitt und Käse. Viel Spaß und guten Appetit!

Alte Pfade

Schreiben werde ich immer, schreiben fordert mich mehr als alles andere, es ist das, was mich lebendig macht.

In den vergangenen drei bis vier Jahren war das mit dem Schreiben nicht so leicht. Nach meinem vierten Roman beim alten Verlag hatte ich das Gefühl, ich würde nicht mehr den Ton treffen, nicht mehr die richtigen Geschichten raustragen. Dann kam die Kinderwunschzeit, der Verlust, ich geriet ins Trudeln, ich stolperte, ich haderte. Lass dir Zeit, wurde mir von allen Seiten gesagt, zwing dich nicht, es wird schon alles irgendwann wieder gut. Aber ich blieb die Getriebene. Ich wollte schreiben, ich wollte veröffentlichen, meine Geschichten sollten gelesen werden und wurden es doch nicht, vermutlich war ich zu verzweifelt, wer weiß das schon.

In die Zeit fiel auch der Abschied von meiner alten Agentin und der Wechsel zur neuen; was im ersten Moment eher surreal war (ich hätte nie gedacht, mal bei dieser Agentur zu landen), entwickelte sich im Laufe der Monate und inzwischen über zwei Jahre zu einer gut eingespielten Zusammenarbeit. Nicht jedes Projekt, das ich auf den Weg brachte, fand die volle Zustimmung meiner Agentin; nicht jede Idee gefiel ihr. Ich rieb mich an ihr, und ich lernte, dass ich daran nur wachsen konnte. Dass sie mich wachsen ließ, über den Panzer des Verlusts hinaus.

Und dann wendete sich Ende letzten Jahres das Blatt. Ich hatte in der Zwischenzeit einiges über SP veröffentlicht, immerhin mit recht vielversprechendem Erfolg. Aber ich spürte, dass es das nicht war für mich; das laute Trommeln, das beständige Buhlen um die Aufmerksamkeit der Leser – nein. Ich wollte wieder einen Verlag im Rücken wissen, der mit mir gemeinsam die Projekte und Ideen realisierte, die mir am Herzen lagen. Und wie der Zufall es wollte, hat LINN mir eine Tür geöffnet: Die Leseprobe kursierte, stieß auf ein gemischtes Echo (immerhin!) und sorgte bei diesem Verlag dafür, dass die Lektorin zum Hörer griff und die Agentin fragte, ob ich nicht auch was Anderes machen würde, sie hätte da eine Idee …

Die Verlagsbranche ist, ich muss das mal vorsichtig formulieren, ziemlich inzestuös. Da hat jeder schon mit jedem, es passieren die verrücktesten Dinge. Geschichten könnte ich erzählen! Jedenfalls: Diese Lektorin kannte mich bereits von einem Erotikprojekt, das wir vor sieben oder acht Jahren gemeinsam für Ullstein realisiert hatten. Und sie wollte mich auch jetzt. Das war im ersten Moment ziemlich abgefahren, und ich hielt den Ball lieber mal flach; nur in vielleicht 50% der Fälle wird aus so einer angedachten Zusammenarbeit dann tatsächlich irgendwann ein Buch.

Ich will’s kurz machen, obwohl sich das alles über sechs Monate hinzog (und früher wäre ich zwischendurch die Wände hochgegangen vor Ungeduld!): Wir telefonierten, schrieben Mails, ich schrieb ein Exposé, das wir gemeinsam noch etwas besser machten, ich schrieb eine Leseprobe. Und nun kam Mittwoch die Zusage, wir haben noch ein wenig die Eckdaten verhandelt (ja, es ging ums Geld, natürlich ging es ums Geld!), und dann waren wir uns schon am Freitag einig.

2018 erscheint wieder ein Roman von mir bei einem Verlag.

Mir gibt das Auftrieb und Kraft. Es war ein langer Weg. Es war kein leichter Weg. Ich habe nicht aufgegeben. Und das wiederum macht mir Mut – für LINN und alle anderen Ideen, die unkontrolliert durch meinen Kopf geistern.

Neue Wege

Stillstand ist nichts für mich, das dürfte dem geneigten Blogleser so langsam aufgefallen sein. Stillstand bringt mich um den Verstand, wenn alles stillsteht, werde ich irgendwann kribbelig. Freizeit im Sinne von Nichtstun kenne ich nicht. Und es vergeht kaum ein Tag (auch nicht an den Wochenenden), an dem ich nicht auf die eine oder andere Art arbeite. Aber ich liebe meine Arbeit, darum ist das schon okay. Sie ist mir definitiv lieber als Haushaltsdinge.

Aktuell bin ich damit beschäftigt, ein Buch zu übersetzen (das Übersetzen liebe ich, weil man es so schön abends machen kann, bevor der Akku völlig schlapp macht), ich bekam gestern die Rückmeldung von einem Verlag zu einem tollen Herzprojekt, außerdem wird im Wollshop der Lagerbestand abverkauft. Im September, so der Plan, wird Schluss sein. Dann werde ich den Wollshop schließen, nach sieben tollen, aufregenden Jahren. Über die Gründe werde ich ein anderes Mal vielleicht ausführlich schreiben.

Zugleich aber merke ich, wie in mir etwas Neues aufwacht. Eine neue Idee, ein neues Projekt. Ist das aufregend! Aktuell mache ich erste Schritte auf diesem Feld, nein, eigentlich sogar zweite und dritte Schritte, denn eigentlich habe ich schon mal damit angefangen, dieses Thema zu bearbeiten. Aber was mich lähmt, seit jeher, ist die Angst.

Ich möchte mich im Bereich Strickdesign versuchen. Nicht, weil es nicht genug Strickdesignerinnen gibt. Oder weil ich meine, es besser zu können (bewahre!). Sondern schlicht, weil ich ohne Kreativität nicht kann. Sie durchdringt alles. Sie ist omnipräsent, sie lässt mich nicht los. Und dieser kreative Prozess gepaart mit einer Handarbeitstechnik, die ich gut bis sehr gut beherrsche, fordert mich angenehm heraus. Wobei die Stolpersteine nicht beim Finden der Ideen liegen, oder dabei, sie umzusetzen. Nein, sie lauern ganz woanders: das Muster schreiben. Es prüfen lassen. Es in die Welt hinausbringen. Da ist so vieles drumherum, das mich enorm fordert. Aber ich will es machen! Ich mach es einfach, so!

Und natürlich werde ich versuchen (!), dieses neue kreative Feld hier ein bisschen abzudecken in den kommenden Wochen und Monaten. Kommt ihr mit? Es wird sehr spannend, ob ich das überhaupt schaffe!