Kennt ihr schon Papego? (20)

Nein? Ich bis heute auch nicht, und ehrlich gesagt, das ist doch ’ne Schande, wieso erzählt uns niemand, dass es sowas Tolles gibt? Viel wichtiger noch: Wieso machen da nicht sofort alle Verlage mit?

Aber ich greife vor. Beginnen wir die Geschichte bei meinem ewigen Dilemma. Ich lese nämlich gern und viel, nur „leider“ im Moment vor allem e-Books, weil die meiste Lesezeit eben dann ist, wenn ich mein schlafendes Baby im Arm halte. Und so ein dickes Hardcover ist da nur schwer zu balancieren. Also habe ich den e-Reader immer dabei (ich bin Team Kindle, wenn auch so semi-glücklich damit, dazu dann ein anderes Mal mehr), und zur Not kann ich auch auf dem Smartphone weiterlesen, die e-Books sind ja alle in der Cloud gespeichert. Es ist praktisch, aber es beeinflusst eindeutig mein Leseverhalten. Es gibt nämlich nach wie vor Bücher, die ich gerne physisch besitzen möchte. Aktuell zum Beispiel Mind Control*, den Abschluss der Bill-Hodges-Trilogie von Stephen King. Weil ich die ersten beiden Bände schon im Regal stehen habe. Und weil es Stephen King ist. Manche Bücher will man eben dort im Regal stehen haben, Ausmisterei hin oder her.

Jedenfalls hat mich diesen Leseherbst ein anderes Buch auch sehr erwischt: Geister* von Nathan Hill. Ich lade mir dann meist die Leseprobe, lese rein und entscheide dann, ob es das e-Book oder das Buch sein soll. Hier war schnell klar: Ich muss das Buch haben! Aber zugleich, mh, blöd – ich lese noch am King herum, das Buch hat schlanke 864 Seiten. Aber es zu lesen war wie damals, als ich das erste Mal Die Korrekturen* von Jonathan Franzen in die Hände bekam – ich fiel in dieses Buch, es sprach zu mir, ich fand nicht mehr heraus. Nach längerem Zögern entschied ich mich pro Buch.

So, lange Vorrede, kommen wir zur Sache. Hier kommt Papego!
Das Buch kam heute Früh an, ich packte es aus und freute mich wie irr. Okay, ich würde wahrscheinlich bis Weihnachten brauchen, um es zu lesen, aber egal! Ich hatte es wenigstens schon mal. Und dann stutzte ich, denn auf der Einschlagfolie war ein Aufkleber:
img_1859

Papego – kostenlos mobil weiterlesen.
Neugierig ging ich ins Netz und las auf der Seite von Papego, was das ist und was es mir bringt.
Kurz gesagt: ENDLICH!
Langversion: ENDLICH hat jemand meine Gebete erhört. ENDLICH kann ich mobil mein Buch weiterlesen! ENDLICH muss ich mich nicht zwischen e-Book und Buch entscheiden, ENDLICH kann ich beides haben, ohne Aufpreis! (unter uns: ich wäre auch bereit gewesen, einen Aufpreis zu zahlen, es wäre mir 1-2 Euro wert gewesen.)

Und so funktioniert’s:
Bei bestimmten Büchern, die von den Verlagen mit Papego verkauft werden (zu erkennen am gelben Aufkleber, und ein Lesezeichen mit der Erklärung ist auch im Buch, siehe unten), kann ich mit einer App unterwegs weiterlesen – und das völlig kostenlos! Ich brauche dafür nur die aktuelle Seite mit der Papego-App einzuscannen (die es bisher für iOS und Google Play gibt). Die App lädt dann die folgenden 25% meines Buchs in den Speicher. Voilà, ich kann weiterlesen, aber unabhängig vom dicken Ziegelstein Buch. Sobald ich wieder bequem auf dem Sofa sitze und das Buch weiterlese, brauche ich auch nur die Seitenzahl in der App ablesen und bin direkt wieder dort, wo ich in der App aufgehört habe. So einfach! So genial!

25% sind es übrigens, weil man so verhindern möchte, dass jemand gerade mal in die Buchhandlung marschiert, die erste Seite scannt und dann das ganze Buch per Papego verfügbar hat. Was ich absolut nachvollziehbar finde, und bei einem durchschnittlichen Buch mit 400 Seiten hat man da immerhin 100 Seiten, die man mitnehmen kann. Das reicht für zwei Stunden Lesespaß.

img_1860

Beim Piper-Verlag gibt’s bisher gut 50 Titel, die papego-fähig sind. Die Liste findet ihr hier. Ich finde das Konzept echt genial, ich bin begeistert. Und habe natürlich sofort den Hill auf mein Smartphone geladen. Funktioniert!

Was haltet ihr von der Idee? Seid ihr eher Papierleser oder e-Leser? Käme euch so eine App zugute, wenn sie von mehr Verlagen für mehr Titel angeboten wird? Was meint ihr?


* die Links sind Affiliate-Links zu Amazon

Zeitgefühl.

Irgendwas läuft heute anders, ich habe das Gefühl, der Tag vergeht überhaupt nicht, sondern schleicht in einem Tempo dahin, das den Begriff Tempo Lügen straft.

Ich war in der Buchhandlung. Ich mag Buchhandlungen, wenn sie sind wie diese. Es gibt nicht nur eine große Auswahl, sondern auch kompetentes Personal, und weil der konkurrenzdruck in den letzten Monaten wohl extrem gewachsen ist (zwei Ketten eröffneten in unmittelbarer Nähe) bietet man dem Kunden jetzt auch Kaffee an. Man muss sehen, wo man bleibt, und es ist mir lieber, dort zu kaufen. Inzwischen erkennt man mich auch, weil ich hin und wieder ein paar Bücher bestelle. Ich werde also morgen wieder dorthin tigern und schauen, ob mich die zur Ansicht bestellten Titel bei meinem Plottingwahn weiterbringen.

Darum also sitze ich den ganzen Tag wie paralysiert am Schreibtisch und lasse die Zeit verstreichen mit dem Hören von Filmsoundtracks, mit ein paar Runden am Isländer, mit wenig mehr. Mit ein paar Mails, die hin und her gehen. Ich bin mal wieder schwanger, und ich glaube, diesmal wird es ein historischer Krimi. Jaja, ich weiß, da ist doch noch der andere Krimi … den werde ich auch weiterschreiben, keine Sorge. Aber mit diesem neuen Projekt hat es auch seinen Raum, und ich kann nicht anders, ich muss daran arbeiten, die Chancen sind einfach zu verlockend.

Halb Kundin …

… halb aber noch Buchhändlerin, so kam ich mir bei meiner momentan beinahe täglichen Stippvisite in der Buchhandlung vor. Jawohl, es fehlt mir, dort zu arbeiten, ich steh dazu! Ich genieße aber im Moment einfach auch die Freiheit und die Zeit, die mir dadurch gewährt wird. Es ist recht angenehm, wie es im Moment ist.

Und ich hab ein Buch gekauft! (nee, sag nicht sowas!) Ich finde das insofern erstaunlich, weil ich einen Stapel von vier Büchern schon zusammen gesucht habe und dann die Vernunft siegte und ich nur eines kaufte. Wow, das muss man mir erstmal nachmachen. Dafür ist das eine aber angenehm spannend, was jedoch nicht verhinderte, dass ich den Restvormittag völlig erschlagen von den morgendlichen Schmerzen in der Brust auf dem Sofa verschlief. Aber was soll’s, ich hab jetzt schon viel geschrieben, werde mich gleich der Schrankwand widmen und diese ausräumen, denn die zieht am Wochenende schon um. Mein Sofa übrigens auch! Mein Sofa! Mein schönes, großes Sofa steht ab Samstag schon in Düsseldorf!

Meine Güte, das wird ja nächste Woche ungemütlich bei uns …

Sie ließen mich nicht gehen …

… ohne den letzten Tag noch einmal zu einem besonderen werden zu lassen. Herr Ficus hat jetzt einen großen Bruder, den er sehr skeptisch beäugt, denn das Brüderchen ist jetzt schon größer als Herr Ficus und schreit schon förmlich nach einem großen, auf dem Boden platzierten Topf. Ich kann mein Gästebett jetzt gemütlich shoppen fahren beim Möbelschweden (wer hat schon zwei IKEA-Kataloge? Ich jetzt!), ich habe außerdem eine tolle Mappe und einen noch viel schöneren Stift bekommen. Ich habe schon immer eine Schwäche für LAMY gehabt, und der hier, der ist einfach schön, hat Klasse, und sooo ein cooles Gimmick, dass ich ganz und gar hingerissen bin. Von allem. Wir saßen mittags zusammen, plauderten, tranken Prosecco (der S. und mir verdammt schnell in den Kopf stieg) und der Nachmittag verging mit einer rasanten Geschwindigkeit. Ein Gucken, es war halb sieben, ich schloss ein letztes Mal ab, ich ging zum letzten Mal.

Wehmut? Klar. Aber heute steht schon wieder so viel auf dem Programm, dass ich gar nicht dazu komme, das große Heulen zu kriegen. Wieso auch? Es geht weiter, und das ist einfach wunderbar.

Aber: ich werde sie alle dort vermissen, eindeutig. Es war zu schön.

Letzte Riten.

Es ist auch zu einem Ritual geworden, morgens ein wenig am Notebook zu sitzen, Mails zu beantworten, die über Nacht eingetrudelt sind, den einen oder anderen Blogeintrag zu verfassen, Kaffee zu trinken und aus dem Fenster zu schauen, verträumt und müde.

Das also tue ich heute zum vorletzten Mal. Und irgendwie bin ich müde, und das ist eine andere Art von Müdigkeit und hat nichts damit zu tun, dass ich zu wenig Schlaf hatte in den letzten Wochen. Das stimmt nämlich auch nicht. Ich fühle mich gefesselt von der Pflicht, jeden Morgen in einen Job zu starten, den ich zwar geliebt habe und dem ich auch heute noch immer viele gute Seiten abgewinnen kann – aber es hat eine Grenze. Und diese Grenze scheint erreicht zu sein; Zeit für etwas Neues.

Die letzten beiden Tage sind noch mal mit ehrgeizigen Zielsetzungen versehen – ich will so viel wie möglich weg haben, fürchte aber jetzt schon, mir zu viel zugemutet zu haben. Egal – ich nehme, wie es kommt, und was am Donnerstag um halb sieben liegen bleibt, kann ich ruhigen Gewissens an S. übergeben.

Und Kuchen gibt’s am Donnerstag, ein ganzes Blech, hatte ich es schon erwähnt?

Fegefeuer für Buchhändler.

Das Fegefeuer für Buchhändler werde ich trotzdem lange besuchen dürfen. Warum? Nicht nur, weil ich chronisch lüge (naja, die Unwahrheit sage), weil ein Buch nicht mitgekommen ist. (ob man es nun vergessen hat zu bestellen oder ob der Kunde nicht klar ausgedrückt hat, dass man es ihm doch bitte bestellt, tut mal nichts zur Sache.). Nein, auch weil ich Bücher runterschmeiße, mit Absicht runterschmeiße.

Warum? Man nennt es Mängel-Remission, und man muss es machen, wenn man vom Kölner Grossisten ein Buch hat, das unter 10 Euro kostet. Heile nimmt der’s nicht wieder, kaputt kann ich es ihm wieder andrehen. Ja, das tut weh, mir und dem Buch.

Heute habe ich also meine letzte Mängel-Remission gepackt. Neben Hui-Buh musste auch eine Landkarte dran glauben. Und eine *schluck* Holy Bible. Das gibt eine Viertelstunde extra im Fegefeuer.

hysterisch lachend.

Ach ja, das ging auch noch. Als der Kunde mich fragte, ob wir denn ein Lineal, Metermaß oder irgendwas hätten – „Zollstock?“ – sogar den hätte ich gehabt, aber da er ohnehin seit einer halben Stunde äußerst entscheidungsunwillig durch die Buchhandlung tigerte, gab ich ihm den nicht. Der hätte ihm nämlich auch nicht geholfen bei seinen Überlegungen, ob er den Falkatlas in dieser oder jener Ausführung nehmen sollte; ins Handschuhfach seines Autos sollte er eben passen.

Ich muss das nicht verstehen. Ich will auch gar nicht. 45,5 Stunden noch. Die müssen ja irgendwie rumzukriegen sein.

Langer Tag.

Das wird es heute. Gestern zwar frei gehabt zur völligen Regeneration, aber irgendwie hat das nicht geklappt. Blöd, das! Dafür also heute bis spät in die Nacht auf einer Veranstaltung zugegen sein, bei der zwei regionale Autoren aus ihren Romanen lesen. Man darf gespannt sein, ob ich das durchstehe, ich bin nämlich jetzt schon todmüde. Und die Hand durch den Rücken tut auch wieder weh.