# 137 – Thea Dorn, Mädchenmörder

Mädchenmörder: Ein Liebesroman – wenn ein Roman so heißt, dann … ja. Dann kann ich alles machen, nur nicht daran vorbeigehen.

Ich weiß nicht mehr, wann genau ich dieses Buch gekauft habe – ich habe es als Hardcover gekauft, das ist das Besondere an diesem Buch. Normalerweise habe ich nämlich genug Geduld – und meist auch genügend anderen Lesestoff – um aufs Taschenbuch zu warten. Bei Thea Dorn ging das nun mal nicht, weil ich ihre Bücher mag. Sie provoziert den Leser nämlich. Sie bringt ihn dazu, ihre Heldinnen, die zumeist doch etwas kantiger sind und agieren, wie man es nicht erwartet – bzw. wie es die guten Sitten nicht erwarten lassen – einerseits zu mögen und andererseits zu verabscheuen. So ging es mir auch bei Die Brut. (hervorragendes Buch übrigens.)

Dieses Buch nun lässt mich etwas ratlos zurück. Warum? Weil die Heldin so absolut gegen die Norm handelt? Weil sich im zweiten Teil des Buchs alles scheinbar dreht und aus der Abiturientin Julia, die sich selbst im ersten Teil als Opfer schildert, plötzlich zur Mittäterin wird? (ich darf das an dieser Stelle verraten, denn ich finde, diese Wendung wird schon im Titel verraten und sollte den klugen Leser nicht überraschen. Nicht ganz so kluge Leser – ohne damit jemandem die Klugheit absprechen zu wollen – sollten sich dieses Buch nicht greifen, sie würden sich maßlos darüber aufregen. Auch wenn das vielen klugen Lesern auch passieren würde. Ach was; es gibt nur kluge Menschen, die lesen.) Es ist keine Überraschung, und trotzdem wiegt Thea Dorn den Leser eine Zeitlang in Sicherheit, lullt ihn mit diesen grausamen Schilderungen zwischen den Zeilen sehr auf – und das macht sie sehr geschickt. Nie geht sie mit der inneren Kamera so nah ran, dass der Leser sich ekelt, und wenn der Leser sich ekelt, dann muss er sich vor der eigenen Phantasie ekeln, was ja auch ein Erlebnis ist.

Leider verschenkt Thea Dorn diesen komplett beeindruckenden Effekt, den sie mit Teil eins und Teil zwei schafft, indem sie einen Epilog schreibt, den ich einfach nur überflüssig, unsinnig und langweilig finde, schlimmer noch: dieser Epilog macht für mich das Leseerlebnis als Ganzes kaputt, weil ich ihn einfach nur schrecklich kitschig finde. Aber das ist vermutlich Geschmacksache, und ich kann es Thea Dorn verzeihen, weil sie sonst nie so richtige Kitschanwandlungen bekommt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.