Die Zweifel. Sie gehören ja eh dazu.

Das mit dem Schreiben, es klappt hervorragend. Besser als früher. VIEL besser als früher; grad so, als müsste ich jede halbe Stunde, sogar jede Viertelstunde, jedes winzige Zeitfenster, das sich öffnet, schamlos ausnutzen. Und das schadet den Geschichten nicht, die ich schreibe. Erstens: sie sind schneller fertig. Zweitens: sie spüren und atmen den Flow, wenn ich sie überarbeite; da wird dann nicht in der Überarbeitungsphase hektisch noch herumgepuzzelt, damit es doch irgendwie passt. (im Idealfall sieht das die Leserin nicht. Aber ich! Ich seh’s!)

Und dann ist wieder ein Buch fertig, es darf wieder in die Welt hinaus – und es zieht und zerrt. Es wehrt sich alles in mir, ich hadere und bin voller Zweifel. Ich weiß, sie gehören dazu, die Zweifel; sie sind quasi Teil des Spiels. Sie müssen sein. Ein Buch ist erst dann für mich rund und gut und richtig, wenn es gebunden in meinen Händen liegt. Dann kann ich es zugleich auch abschließen, dann ist es für mich gut.

Trotzdem – die Zweifel bleiben, ob das, was ich da schreibe, reicht. Ob es genügt, sowohl meinen Ansprüchen als auch denen der Leser. Ob es vor allem genügt, damit ich damit leben kann, davon leben kann. Man ist erstaunlich einsam, wenn man sich vom Netz und vom doppelten Boden der Verlagswelt löst und allein auf den eigenen Füßen steht. Es macht mich freier, aber zugleich ist der Fall tiefer. Ob man überhaupt das einspielt, was Lektorat, Coverdesign und Werbung kosten. Ob man die Leser so erreicht, dass sie jedes weitere Buch auch lesen wollen und vielleicht sogar meine Bücher weiterempfehlen …

Die Gedankenspirale dreht sich so kurz vor der Veröffentlichung. Die Zweifel gehören dazu. Das zu wissen und es anzunehmen, das fällt schwer. Ich wünsche mir ein Patentrezept, irgendwas, das es mir leichter macht. Ich weiß, dass es ein Rezept gibt, fern von Zahlen, Erfolgen, Rezensionen. Das nächste Buch schreiben. Eine neue Seite aufschlagen, erneut „1. Kapitel“ schreiben, und dann die kreative Kraft loslassen. Die Geschichten sind ja da, ich muss sie nur aufschreiben. Und loslassen. Schreiben. Loslassen. Sich nicht kirre machen lassen. Hoffen, bangen, fürchten.

Es gibt kein Zurück. Ich kann nicht anders als diesen Weg weiter zu beschreiten, denn er hat mich schon vor langer Zeit gewählt.

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