6. Minimalismus, anyone?!

Ich versuche gerade, so ein paar Dinge zu ordnen und wegzuwerfen. Letzten Sonntag sortierten wir einen Küchenschrank durch, das hätte für zwei Wochen Minimalism Game gereicht, was ich da rausgeholt und entsorgt habe, ohne dass mir irgendwas davon auch nur ansatzweise fehlen würde.

Und dann fiel mir heute etwas in die Hand, über das ich mich … naja, nicht direkt ärgere. Aber ich find’s doof, dass es da ist. Weil ich nicht weiß, was ich damit tun soll.

Es ist eine Tasse. Bemalt mit Porzellanmarkern (glaub ich), von einer Nachbarin der Schwiegereltern, mit dem Namen unseres Kinds und einer Comicfigur. Nicht schlecht übrigens, sogar ganz nett, wenn man so etwas denn mögen würde! Da geht’s schon los. Weder der Liebste noch ich mögen so etwas. Brrrr! Allein beim Gedanken schauert’s mich, dabei ist die Tasse gut verwahrt in ihrer Schachtel und steht hier nicht offen rum. Das Ding wird also, wenn es nach uns geht, niemals in unseren Haushalt so richtig Einzug halten, aber sie steht jetzt halt auf unserem Gabentisch, sie soll ein Geschenk für uns und unsere Tochter sein von jemandem, den wir kaum bis gar nicht kennen, der aber offenbar sehr gerne großen Anteil an uns und unserem Leben nimmt.

Na toll. Und nun? Total herzlos sofort die Tasse entsorgen? Den Schwiegers aufs Auge drücken (die haben das Ding schließlich angeschleppt, soll das Kind doch in späteren Jahren bei ihnen daraus trinken, wenn es dort ist!)? Die Tasse ein paar Jahre verlegen hin und her schieben, bis sie bei der nächsten Ausmistaktion aussortiert wird? Dem Babymädchen in die Hand drücken, das gerade Newton für sich entdeckt hat, sobald sie etwas in der Hand hält und mindestens dreißig Zentimeter über dem Boden sitzt?

Was mich am meisten daran „ärgert“, ist nicht mal die Tasse an sich, sondern die Tatsache, dass sich die Nachbarin hingesetzt hat und etwas angefertigt hat. Ich weiß, was es heißt, etwas selbst zu machen, sich mit viel Liebe und Herzblut einer Technik zu widmen und dann die Ergebnisse zu verschenken. Aber in diesem Fall fühle ich mich schlecht; es wurde uns aufgedrängt, wir haben nicht darum gebeten. (Ich frage nämlich meist, bevor ich mir die Mühe mache. Es sei denn, ich bin mir absolut sicher, dass es gewünscht und geliebt wird, was ich mache … Okay, oder das Babymädchen, das kann sich ja noch nicht wehren …) Es ist eine Verpflichtung, die wir eingegangen sind, ohne es zu wollen, eine Verbindung, die hergestellt wurde, ohne dass wir sie gesucht haben. Es ist etwas Einseitiges. Mir sollte es da eigentlich doch leicht fallen, der Tasse ein schnelles Ende zu bereiten.

„Das ist diese Verschwendung von Ressourcen“, sagte der Liebste heute. „Das nervt dich daran.“
Ich hielt inne, und ja – das ist es. Heutzutage wird so leichtfertig weggeschmissen, es wird so leichtfertig gekauft, konsumiert, gesammelt, gehortet … Ich nehme mich davon gar nicht aus. Aber es geschieht viel zu oft, ohne nachzudenken. Und hier geschah es vermutlich sogar mit etwas Nachdenken (oder auch nicht, was weiß ich schon …), Wahl der Farben, des Motivs, und so weiter. Da ist Zeit für draufgegangen, verdammt! Mir als der notorischen Zeitmangelqueen geht das auch auf den Zeiger. Zeit, ey! Für etwas, das dann jemand nicht mal zu würdigen weiß!!!

Und darum ist das so schwer mit dem Minimalismus – es schwemmen ja doch immer wieder Dinge ins Haus, so sehr man auch sortiert, räumt, ordnet, mistet. ARGH! Aber ich will so gern! Ich will nicht Marie Kondo (keine Kommoden!), ich will nicht Simplify, ich will irgendwas, das für mich passt. Irgendwas, damit ich etwas mehr Luft kriege. Weniger. Ist mehr.

Wie macht ihr das?

2 Gedanken zu „6. Minimalismus, anyone?!

  1. Ich sag ja sonst nicht so viel hier. Aber dazu kann ich was sagen: Ich schmeiße sowas radikal weg. Weg. Weg. Weg. Mein Haushalt, meine Entscheidung. Deine hehren Gedanken dazu kann ich absolut nachvollziehen, ich habe die gleichen. Aber trotzdem: Ich überwinde den Impuls und trenne mich von Dingen, die nicht hierher gehören. Und ich lasse mir keinen Kram mehr aufdrängen. Ich posaune das, wie du weißt, auch gern raus. Ich sage den Leuten: Bitte keine Stehrümchen schenken, ich hab einen speziellen Geschmack, die meisten Sachen, die mir gefallen sind eh zu teuer zum schenken, die kauf ich mir selbst oder verzichte drauf. Außerdem mag ich es minimalistisch. :-)

    • Ich habe irgendwann zu diesem Thema einen guten Artikel gelesen: Sinngemäß, erstmal Danke für die Geste des Geschenks. Nach einigen thane den Schenkenden Kontakten und ehrlich sagen, dass das Geschenk nicht so recht passt. Man braucht ja nicht unhöflich sein, aber ehrlich. Um eben das wegwerfen, rumgeschiebe, etc zu vermeiden. Zurück geben. Meine Schwiegermutter schleppt immer tütenweise Süßes an. Schwiegervater hat schon Diabetes ll, mein Mann muss es nicht auch bekommen. Sie nimmt keine zarten Hinweise an, Bitten ignoriert sie. Heute sage ich ihr klar ins Gesicht: die Tüten bringe ich zum Kindergarten oder es geht gleich in den Müll. Mir reichte es!
      Ich glaube, man sollte – bevor man sich ärgert- lieber freundlich und ehrlich die Geschenke-Sache ansprechen.

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