Wenn das kleine Mädchen (Babymädchen ist sie ja nicht mehr) irgendwie quer gestrickt ist, gibt es bei uns ein geflügeltes Wort. „Babymädchen hat viele Baustellen.“ Will heißen – irgendein Schub, Pups, Zahn wird’s schon sein, der da gerade für das Synapsenfeuerwerk, Tränen und Weinen sorgt.
Daran musste ich gerade denken, als ich versuchte, mich an die Blogthemen zu erinnern, die mir tagsüber ständig in den Sinn kommen. Denn mir fiel auf, wie viele „Baustellen“ ich gerade beackere. Mir wird ganz schwindlig, wenn ich das alles überlege. Trotzdem, eine kleine Aufzählung. Vielleicht klärt es ein bisschen den Kopf.
– aktuell übersetze ich einen Roman. Das macht Spaß, funktioniert aber nur mit irre viel Disziplin. Jeden Tag Pensum X, gerne etwas mehr, um Luft für schlechte Tage oder Tage zu haben, an denen ich anderweitig komplett verplant bin. Die Disziplin ist da. Trotzdem, drüber nachdenken darf ich nicht.
– Ich schreibe ein Buch. Also, ich versuche es, seit 15 Monaten schon, aber das ist irre schwer. Ich hab nicht mal die Hälfte geschafft, und ich habe nur bis Oktober dafür Zeit, danach ist ein anderes Projekt dran, und ich will dann wenigstens die Rohfassung fertig haben. Aber wie gesagt, mühsam. Wenn ich drei Seiten am Tag schaffe, ist das viel, denn ich komme erst nach dem Übersetzen dazu und meist auch erst spät abends, wenn der Akku ohnehin schon leer ist.
– Abschied. Ich verabschiede mich von … meinem kleinen Onlinewollshop. Der hat mich sieben Jahre begleitet. Auch wenn sich jetzt ein Abschied abzeichnet, der nicht ganz so schmerzhaft sein wird (im Gegenteil!), ist das etwas, woran ich knabbere. Und zwar nicht zu knapp.
– Mit der Wolle, die dann bald das Haus verlässt, kommt also der Platz. Wir haben in einer Hauruckaktion Möbel bestellt, um das Erdgeschoss neu zu gestalten. Ich würde so gern bei der Gelegenheit auch mal alles (!!!) ausmisten, aber. Naja, siehe oben. Rom und so. Vielleicht im Winter, so nach und nach.
– Abstillen. Das ist ein großes Thema für mich, denn bei uns ist der Wunsch da, ein drittes Kind in unser Leben zu lassen. Dafür aber muss ich erst abstillen (bitte keine Diskussion darüber, dass man ja auch stillend Mutter werden kann – ich nicht.). Das kleine Mädchen ist 13,5 Monate alt, das ist also nicht das Problem. Es ist … keine Ahnung. Ich tue mich schwer, ich mache mir Sorgen, es ist schwierig. Punkt.
– Das kleine Mädchen. Sie ist so wundervoll! Sie schenkt uns jeden Tag unendlich schöne Momente. Aber na klar, es ist auch sehr anstrengend mit so einem kleinen Mädchen, das seinen eigenen Willen entdeckt, zahnt, nicht mehr so oft gestillt wird, das viel Ansprache und Nähe braucht (und, na klar, bekommt).
– Der tägliche Wahnsinn. Ich schaffe es trotz aller Räumerei, Plackerei, Putzerei, Wäscherei, Kindbetreuerei irgendwie noch, abends ein paar Seiten zu lesen. Und ich schaffe es, nicht völlig wahnsinnig zu werden. Beides ist doch schon mal gut, denke ich – aber ich merke, wie ich immer häufiger erschöpft neben mir sitze. Wie ich mich nicht mehr spüre. Und das meint nicht „meine Bedürfnisse werden nicht erfüllt“, sondern eher: es ist zu viel. Mein Mantra; ich murmle es ständig vor mich hin.
Dabei achte ich wirklich sehr auf mich. Dass ich den Wollshop aufgebe, ist ja genau das – auf mich achten. Dass ich Brötchen backe (therapeutisches Backen!), dass ich überlege, mir eine Küchenmaschine zu gönnen. Dass ich mit meiner Mutter plane, im Spätherbst oder Winter Wurstebrei zu kochen. Profane Dinge, aber sie sind für mich. Dass ich wieder Bücher kaufe und nicht nur e-Books. Dass ich sie abends auf dem Sofa lese. Dass ich spazierengehe, und zwar sehr viel (und nicht immer das kleine Mädchen trage, weil sie auch bei mir den Buggy inzwischen akzeptiert für längere Strecken). Das alles ist für mich.
Und es reicht nicht. Das eine zu viel, das andere zu wenig. Uff! Und wie komme ich da wieder raus?